♥Shootings♥

Freitag, 10. Februar 2012

Einer muss irgendwann anfangen....




Hallo meine Süßen

Heute mal kein fröhlich bunter Post....
Ich hab gerade bei Facebook ein wunderschönes Bild gesehen, was mich wirklich unheimlich berührt hat!

Ich habe es wirklich einige Minuten betrachtet und dann kamen sie, die Tränen.
Durch meinen Beruf habe ich ja auch ständig mit 'alten' Menschen zu tun.
Entweder wollen sie Bilder von früher neu gemacht haben, oder sie kommen mit einem Bild der 'Liebe ihres Lebens' und wollen es mehrfach haben.
Manche kommen auch einfach nur zu Passbildern und rühren mich dabei fast zu Tränen.... 
Erst vor kurzem habe ich einen 92 jährigen Mann fotografiert...
Während ich ihm noch scherzend erzählte was er nun alles nicht mehr machen darf, laut den neuen Passbildbestimmungen, sagte er nur ganz leise und trocken...

"Ach wissen Sie was, mir ist das sowieso alles egal. Ich frage mich sowieso für was ich noch Passbilder brauche.... Die paar Monate die ich noch lebe. Meine Frau ist vor einem halben Jahr gestorben. Ich habe bemerkt was man alles für Daten braucht, nur um jemanden beerdigen zu können. Das ist der Grund wieso ich meinen Ausweis noch einmal machen lasse... Denn meine Frau ist vor einem halben Jahr gestorben... "

Das seine Frau gestorben war erwähnte er noch ein paar mal... 


Diese Worte waren schon hart für mich zu hören. Es muss doch grausam sein, wenn man weiss, dass das Leben ein Ende hat.
Die Liebe seines Lebens war vor ihm gegangen. Und ich glaube früher bedeutete es noch etwas, wenn man sagte "Ich Liebe Dich" - heute ist das ja eher eine sprunghafte Angelegenheit....
Man hat sein Leben gelebt und man sagt sich wahrscheinlich 
"Wo ist denn nur die Zeit geblieben!?"

Ich sehe es ja auch bei meiner Oma... Sie ist 83 und wirklich noch top fit (immer bunten Nagellack, lila Haare und natürlich immer nachgezogene Augenbrauen und pinken Lippenstift- UND GANZ WICHTIG - Glitzern muss es!)
Aber machen wir uns nichts vor, irgendwann ist auch ihr Tag gekommen.
Es ist furchtbar zu wissen, das ein geliebter Mensch, der einen ein ganzes Leben begeleitet hat bald für immer weg sein wird...
Und eigentlich will man es gar nicht wahr haben...

Letztes Jahr ist meine Oma gestorben. Sie hatte Alzheimer im letzten Stadium. Sie war an ihr Bett gefesselt und hat nichts mehr mitbekommen. Also war es eigentlich eine Erlösung für sie!
Meine Mama hat gesagt "Komm nicht mehr mit zur Oma, behalte sie so in Erinnerung wie sie war, als es ihr noch besser ging...." 

Ich hab gesagt ok...aber eigentlich gar nicht richtig begriffen was das wirklich bedeutete.
Und dann kam der Tag, an dem sie erlöst wurde....

Es war unheimlich schwer für mich, auch wenn ich sie schon mehrere Jahre nicht gesehen hatte.... 
Im nachhinein bereue ich es sie nicht einmal besucht zu haben, seitdem sie ans Bett gefesselt war... 

Die Nächte vor der Beerdigung zerbrach ich mir den Kopf, wie ich es wieder gut machen könnte....
Aber umso mehr beggriff ich das sie gestorben war, und ich ihr nun gar nichts mehr sagen konnte...

Irgendwann Morgens began ich dann zu schreiben.... 
Ich schrieb alles auf an das ich mich erinnerte!
Den Geruch ihrer Wohnung, die unzähligen lustigen Frühstücke in unserem Ferienhaus (oh ich liebe den Geruch von frischem Toast mit Marmelade und Kaffee so sehr), das Autos zählen kurz vor dem Einschlafen oder die Geschichten die sie mir über ihr Leben erzählte.... 
Ich schrieb einfach alles auf.


Am Ende packte ich den Brief, der natürlich an meine Oma adressiert war ein Foto bei. Eins von mir uns eins von meiner Mutter (also ihrer Tochter).
Während der Trauerrede sagte der Mann "... und ihre Enkelin Anne, die sie so sehr liebte und die ihr Ein und Alles war!"

Dieser Moment war wohl der schlimmste überhaupt. 
Ich war ihr so wichtig und nicht für sie da gewesen...

In diesem Moment begriff ich auch, was es bedeutete sie nicht mehr gesehen zu haben... 


Vor ihrem Grab steckte ich den Brief ganz dicht an die Urne.
Ich weiss, das klingt total bescheuert, aber mir ging es danach besser. 


Nun versuche ich sie regelmäßiger zu 'besuchen'. 
Am Totensonntag sogar mit meiner flippigen Oma zusammen. 
Nachdem wir das Grab schön gemacht hatten, gingen wir noch über den Friedhof. Sie erzählte mir wer wo lag, wie lange manche Menschen schon tot waren oder wer mit wem in Verbindung stand.

Ungefähr 90% dieser Leute kannte ich nicht...
Das war aber in diesem Moment auch völlig egal! 
Es war einfach nur schön ihre Stimme zu hören und zu wissen, dass sie da ist....


Eure Anne



4 Kommentare:

  1. Mann, Anne...sowas trauriges!
    Meine Oma ist schwer dement. Seitdem sie im Altenheim ist, weil meine Tante die Pflege nicht mehr tragen konnte, habe ich Oma auch nicht mehr besucht. Sie war zwischenzeitlich im Krankenhaus. Sie sah gar nicht mehr aus, wie Oma. Und da habe ich für mich beschlossen, Oma so wie vorher in Erinnerung zu behalten.
    Aber vielleicht ist das wirklich falsch...

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  2. Mit deinem Post hast du mich sehr berührt. Es erinnert an die Menschen, die man bereits verloren hat! Danke dafür!!!

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  3. Die Bilder sind wirklich toll und so wahr.
    Ich meine die sind aus irgendeinem Lied...aber mir fällt der Name nicht ein.

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  4. Das war wirklich wunderschön und hat mich sehr berührt.. Ich musste grade an meinen Opa denken, der vor zwei Jahren gegangen ist und mir geht es genauso. Danke für die wundervollen Worte!

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